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Erik Meijer im Interview bei Transfermarkt.de

12 April 2010

03.02.2010 – 14:32 Uhr Quelle: http://www.transfermarkt.de Interview der Woche

Meijer: Spieler, die es wert sind für uns zu spielen, bleiben

Erik Meijer ist seit Beginn des Jahres Sportdirektor von Alemannia Aachen. Der gelernte Metzger, der als Fußball-Profi unter anderem für Bayer 04 Leverkusen, den FC Liverpool, den HSV und die Alemannia auf dem Platz stand, sammelte nach seiner aktiven Zeit bereits Erfahrungen als Co-Trainer und Marketingmitarbeiter in Aachen und ist nun voller Eifer für das neue Aufgabenfeld. Im Transfermarkt.tv-Interview spricht Timo Strömer mit Meijer über die Position des Sportdirektors, Dauertelefonate mit Beratern, auslaufende Spielerverträge und die Mission 1.Liga.

Transfermarkt.tv: Herr Meijer, Metzger, Fußball-Profi, Co-Trainer, Langzeiturlauber, Marketingmitarbeiter, Sportdirektor. Das nenne ich mal eine Vita…

Erik Meijer: Man muss alles mal versucht haben (lacht). Ja, ich habe schon einiges erlebt, man muss sich immer Herausforderungen suchen. Deshalb habe ich mich ja auch entschlossen Sportdirektor bei Alemannia Aachen zu werden.

Transfermarkt.tv: Und wie fällt Ihr erstes Fazit aus?

Erik Meijer: Es ist gewöhnungsbedürftig. Normalerweise lade ich mein Handy einmal in drei Tagen auf, jetzt zweimal am Tag. Das ist schon ein großer Unterschied.

Transfermarkt.tv: Klingt nach viel Stress…

Erik Meijer: Ach was heißt Stress? Man spricht wieder Leute, von denen man länger nichts gehört hat, die aber noch immer im Geschäft tätig sind. Seien es Trainer Manager oder Berater. Ich habe erst einmal versucht mich zu orientieren. Ich habe zunächst geschaut, was ich bei Alemannia Aachen vorfinde. Gerade im Januar, in der Transferperiode, musste ich zudem mit sehr vielen Beratern sprechen und alle hatten den Weltstürmer schlechthin unter Vertrag, der perfekt zu Alemannia Aachen passt. Aber das kennen Sie ja sicher.

Transfermarkt.tv: Stimmt, bei Transfermarkt haben wir regelmäßig mit Beratern zu tun (beide lachen). Sie werden ja schon als Heilsbringer gefeiert. Die Erwartungshaltungen sind unglaublich groß. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

Erik Meijer: So wie ich auch mit dem Druck umgegangen bin, als ich Spieler der Alemannia war. Ich bin drei Jahre in Aachen gewesen und diese drei Jahre waren sehr erfolgreich. Ich habe sehr viel Selbstvertrauen und das versuche ich auch auszustrahlen. Vor allem in Richtung der Mannschaft, weil ich hoffe, dass der Funke überspringt. Wenn gute Resultate dazu kommen, ist Erik Meijer eine zufriedene Person.

Transfermarkt.tv: Aber Ihre Mission könnte ja auch gründlich in die Hose gehen. Was dann?

Erik Meijer: Davon gehe ich nicht aus.

Transfermarkt.tv: Haben Sie denn gar keine Sorge, dass Ihr guter Ruf ruiniert werden könnte? Angenommen es läuft nicht so, wie Sie und der Verein sich das Ganze vorgestellt haben, dann wären Sie sicher ganz schnell der Buhmann.

Erik Meijer: Wenn dem so sein sollte, dann ist das so. Das ist der Nachteil, wenn man oben im Baum sitzt. Wenn an dem Baum gerüttelt wird, fällst Du raus. Das weiß man aber auch, wenn man die Position des Sportdirektors einnimmt und damit kann ich sehr gut umgehen.

Transfermarkt.de: Vom Leader auf dem Platz zum Schreibtischtäter. Passt das überhaupt zu Ihnen?

Erik Meijer: Ich bin keiner, der von acht bis acht am Schreibtisch sitzt. Ich will auch sehen, was draußen auf dem Platz passiert. Zudem bin ich viel in der Euregio unterwegs, um zu schauen, was da noch so an Talenten rumläuft.

Transfermarkt.tv: Muss man nicht eigentlich eine betriebswirtschaftliche Ausbildung genossen haben, um den Job gut machen zu können? Für einen Außenstehenden stellt sich die Frage, wie ein Fußballer diese wirtschaftlichen Dinge in Angriff nehmen kann.

Erik Meijer: Nicht, wenn man eine gesunde Portion Gehirn hat und diese im richtigen Moment einsetzt. Es gibt sehr viele Leute, die mit Bauernverstand das Richtige getan haben. Natürlich will ich gerne dazulernen, weil ich in diesem Fachbereich noch relativ grün bin. Ich bin willig zu lernen und werde alles tun, um erfolgreich zu sein. ich wollte als Fußballspieler erfolgreich sein und das will ich jetzt auch. Dafür muss man seinen Mund halten und gut zuhören können und im richtigen Moment den Mund aufmachen.

Transfermarkt.tv: Gutes Stichwort. Sie sind ja für Ihre zum Teil legendären Sprüche bekannt. Müssen Sie sich in neuer Funktion als Sportdirektor jetzt ein bisschen zurücknehmen?

Erik Meijer: Och, man wird älter (schmunzelt). Die Aggressivität auf dem Platz ist auch etwas anderes. Wenn man auf dem Feld steht, zählt es nur, in zweimal 45 Minuten den Gegner zu bekämpfen und am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Jetzt sitze ich während des Spiels auf einem Stuhl, habe mehr Übersicht, die nötige Ruhe und vor allem ein paar graue Haare mehr.

Transfermarkt.tv: Wie sieht eigentlich ein normaler Tagesablauf bei Ihnen aus?

Erik Meijer: Ich stehe um 7.30 Uhr auf, frühstücke in Ruhe, lese die Zeitung und trinke eine Tasse Tee. Dann geht es zur Alemannia, wo ich zunächst schaue, was an Mails reingekommen ist, bevor es mit den Telefonaten losgeht (lacht). Meistens schaue ich mir dann noch einen Teil der Trainingseinheit an. Hinzu kommen Sitzungen mit den Scouts und dem Nachwuchsleistungsbereich. Ab und zu kommt dann auch noch der Doktor mit negativen Nachrichten herein. Es gibt also viel Arbeit.

Transfermarkt.tv: Vor ein paar Jahren haben Sie bewusst Abstand vom sportlichen Bereich genommen. Heute sind Sie wieder ganz dicht dran. Ich dachte, Sie hätten die Nase voll…

Erik Meijer: Es gab eine Zeit, in der ich richtig die Nase voll hatte. Nachdem ich mit dem Fußballspielen aufgehört habe, bin ich relativ schnell Assistenz-Trainer in Aachen geworden. Ich hatte gedacht, das sei ein sehr schöner Job, aber in dem Moment war das nicht die richtige Lösung für mich. Vielleicht bin ich da zu schnell hineingerutscht. Es war ein Bundesligajahr, das eigentlich ein sehr schönes werden sollte, aber für mich persönlich war es nicht das schönste Jahr bei Alemannia Aachen. Wir sind dann ja auch noch unerwartet abgestiegen und ich hatte dann richtig die Schnauze voll. Ich wollte dann erst einmal etwas anderes machen. Ich bin daraufhin ein paar Monate mit meiner Frau durch Australien gezogen und in dieser Zeit habe ich mir die Frage gestellt, was ich noch erreichen möchte. Dann sucht man nach einer neuen Herausforderung. Ich habe sechs bis acht Monate gesucht, was zu mir passt, ehe Alemannia Aachen mich gefragt hat, ob ich bei der Vermarktung des neuen Stadions mithelfen möchte. Ich konnte eigentlich nicht Nein sagen. Erstens war es eine schöne Herausforderung und zudem habe ich mir gedacht, wenn einer das machen kann, dann ich.

Transfermarkt.tv: Sie sind leidenschaftlicher Urlauber. Draus wird in nächster Zeit ja erst einmal nichts…

Erik Meijer: Das heißt, dass man besser planen muss. Mein Urlaub ist mein größtes Hobby. Ich versuche etwas von der Welt zu lernen und unterschiedliche Kulturen kennenzulernen. Auch andere Sprachen finde ich interessant. Jetzt ist aber erst einmal die Arbeit wichtig und deswegen muss ich den Urlaub, den ich eigentlich am schönsten finde, so legen, dass ich ihn trotzdem sehr genießen kann. Das muss man planen, um im richtigen Moment wieder Energie zu tanken.

Transfermarkt.tv: Für die Aufgaben mit Alemannia Aachen…

Erik Meijer: Ja klar. Das ist eine super schöne Aufgabe. Mal ehrlich: Wann wird man mal gefragt, ob man diese Funktion ausüben möchte?

Transfermarkt.tv: Ich tatsächlich eher selten.

Erik Meijer:Sehen Sie. Es ist wirklich eine schöne Aufgabe. Es laufen sehr viele Verträge aus und der Verein ist ein bisschen in Umbruch geraten. Die Alemannia ist jetzt eine GmbH, es gibt ein neues Stadion und einen neuen Sportdirektor. Es hat sich links und rechts etwas getan. Ich hoffe, dass ich jetzt Ruhe rein bekomme und wir mit kleinen Schritten wieder nach vorne gehen.

Transfermarkt.tv: Aber eigentlich schlägt Ihr Herz doch für den FC Liverpool, oder?

Erik Meijer: Ja okay, aber die spielen nicht in der 2.Liga in Deutschland.

Transfermarkt.tv: Natürlich nicht. Aber angenommen, Sie müssten sich zu einem Verein bekennen, fällt Ihre Wahl auf Liverpool oder Aachen?

Erik Meijer: Das ist schwierig. Schon als Kind war ich Fan des FC Liverpool und es war wie ein Traum als man mich fragte, ob ich für den Club spielen möchte. Das war eine Ehre. Immer wenn ich zurück nach Liverpool komme, stellen sich mir die Haare auf, wenn „You`ll never walk alone“ gespielt wird. Ich bin gerne in Liverpool, aber ebenso gerne in Aachen.

Transfermarkt.tv: Zurück zu Ihrer Funktion als Sportdirektor. Ihr Vorgänger Andreas Bornemann hat sich nicht mal ein Jahr im Amt gehalten. Was werden Sie besser machen und wie sieht Ihre Philosophie aus?

Erik Meijer: Ich glaube, dass Andreas Bornemann schon vieles gut gemacht hat. Ich werde es auf meine Art machen und ich weiß nicht, ob diese besser ist. Ich hoffe, dass ich viele Spieler aus der Region heranholen kann. Auch Spieler aus den Niederlanden und Belgien sowie junge deutsche Spieler gepaart mit ein paar erfahrenen Bausteinen, sodass wir eine Struktur in die Mannschaft bekommen. Jörg Schmadtke hat uns das vor einigen Jahren vorgemacht. Er hat mit einem beschränkten Budget Hervorragendes herausgeholt. Wenn ich das kopieren kann, habe ich etwas Großes geleistet.

Transfermarkt.tv: Im Sommer laufen 16 Verträge aus. Sie können sich also gleich so ein bisschen austoben. Bekommt die Alemannia dann ein neues Gesicht?

Erik Meijer: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alle 16 Verträge verlängert werden. Das ist nicht der Fall. Ich werde die Leute aussuchen, die es wert sind, für Alemannia Aachen spielen zu dürfen – die werden bei uns bleiben, die will ich gerne dabei haben. Außerdem werde ich versuchen, frisches Blut dazu zu holen.

Transfermarkt.tv: Diese Dinge werden Sie ja sicherlich mit Trainer Michael Krüger abstimmen. Gab es schon Meinungsverschiedenheiten?

Erik Meijer: Wir diskutieren regelmäßig über Fußball. Er ist der Trainer, er entscheidet am Ende wie gespielt wird, aber ich gebe ihm regelmäßig Tipps. Das sind schöne Diskussionen. Da sitzt jemand auf der Bank, der Resultate sehen und mit Alemannia Aachen etwas erreichen möchte – das gefällt mir.

Transfermarkt.tv: Zum Ende des Interviews frage ich ganz platt: Wann steigt Alemannia Aachen wieder in die 1.Bundesliga auf?

Erik Meijer: Wir haben das neue Stadion nicht gebaut, um in der 3.Liga zu spielen. Wir wollen in die 1.Liga und ich hoffe, dass es in den nächsten drei Jahren passieren wird. Ob es tatsächlich klappt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Findet die Mannschaft zusammen? Stimmt die Chemie? Fakt ist, dass der Verein vor ein paar Jahren in der 1.Liga Blut geleckt hat und da wollen wir wieder hin.

Transfermarkt.tv: Sie können nur noch abseits des Platzes zum Erfolg beitragen. Wenn Sie auf der Tribüne sitzen, die Spiele der Alemannia verfolgen und sehen, dass ein Stürmer eine große Chance vergibt, denken Sie dann manchmal, dass Sie den Ball im Tor versenkt hätten?

Erik Meijer: Es gab schon ein paar Chancen, bei denen ich gedacht habe, dass ich sie reingemacht hätte (schmunzelt). Aber ich weiß ja wie es ist, da unten auf dem Platz zu stehen. Es sieht so einfach aus, wenn man Reihe 20, Stuhl 14 sitzt und gerade ein Bier oder eine Tasse Kaffee getrunken hat. Auf die Jungs zu schimpfen ist dann sehr leicht. Aber wenn man da unten steht, in 90 Minuten seine Leistung auf Hochtouren bringen muss und gepfiffen wird – das ist nicht leicht.

Transfermarkt.tv: Sie müssen Ihre Leistung jetzt 24 Stunden jeden Tag bringen…

Erik Meijer: Und auch ich mache regelmäßig Fehler, aber wie damals auf dem Platz gibt es auch heute Leute um mich herum, die meine Fehler korrigieren (lacht).

Transfermarkt.tv: Wir bedanken uns recht herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Hier das Video dazu:

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